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10/2014 von Daniel Mrugalski

Kühn Knödelpresse

Dass ein Kleinserienhersteller wie der Germeringer Werner Eichhorn schon mal etwas länger für die Entwicklung einer Neukonstruktion benötigt, ist nichts Ungewöhnliches. Auch TT-Spezialist Torsten Kühn kündigte die Formneuheit seiner „Knödelpresse“ anfangs noch für das vierte Quartal 2012 an. Säbelrasseln ist immer gut – kein „Großer“ wie Trix, Fleischmann oder Arnold sollte ihm mit einer eigenen 180er noch auf der Zielgeraden in die Quere kommen. Zumindest die eingeschworene Fan-Gemeinde zeigte sich auf Anhieb begeistert, da der Rheinbreitbacher die Lok gleich in zwei Varianten (DR / ČD) für akzeptable 130 Euro ankündigte.

In den folgenden Monaten wurde die Geduld der N-Bahner allerdings arg strapaziert. Während aus dem Rheinischen selten etwas Neues über die Entwicklung der „Knödelpresse“ kam, brachte der Kleinserienhersteller Eichhorn tatsächlich Mitte 2012 seine hochwertige und äußerst gelungene Baureihe 180 heraus, allerdings zu einem Preis (ca. 600 Euro), den nicht jeder Modellbahner finanzieren kann. Konkurrenz belebt angeblich das Geschäft. Doch zwischenzeitlich hörte man von Torsten Kühn, dass sich seine Neukonstruktion wegen dringend notwendiger Modifikationen an der Hauptleiterplatte weiter verzögern würde ...

Doch nun steht sie tatsächlich in den Startlöchern, Kühns Premierelok in der heiß umkämpften Spur N. Ab Anfang Juli sollen gleich drei Epoche-V-Varianten verfügbar sein: eine DR-Version (Artikel Nr. 95010), eine ČD-Ausführung (95012) und eine ČD-Cargo-Lok (95014). Trotz des langen Wartens hat sich am versprochenen Preis nichts geändert. Und das ist auch gut so! Wir fragen uns dennoch: Sind die 130 Euro gut angelegt?

Technik

Wir hatten es nicht anders erwartet: So gut es geht, hat Kühn versucht, das technische Konzept seiner alltagstauglichen TT- Modelle in den N-Maßstab zu übertragen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, birgt jedoch nur wenig Überraschungen. Auch bei der kleinen „Knödelpresse“ verwendet der Rheinbreitbacher einen 5-poligen Motor mit zwei dynamisch gewuchteten Schwungmassen. Der Antrieb ruht in einem relativ schweren Zinkdruckguss-Rahmen und treibt via Kardanwellen und Schnecken-/Stirnradgetriebe alle vier Achsen an. Die Novizin verfügt pro Drehgestell auf jeweils einem Radsatz über einen Haftreifen. Zwar sorgen die beiden Schwungmassen für ein recht dynamisches Fahrverhalten, doch haben sie kaum einen Einfluss auf den Auslauf der Ellok. Unterbricht man die Stromzufuhr jäh, so bleibt das Modell nahezu unvermittelt stehen. Kühn empfiehlt, das fabrikneue Fahrzeug in jeder Richtung etwa zehn Minuten einlaufen lassen. Diesem Tipp sollte man unbedingt nachkommen. Wir empfehlen sogar, die Einlaufphase um einige Minuten auszudehnen. Anfangs wirkt der Fünfpoler in der Tat etwas zäh und „kratzt“ akustisch. Nach der Einfahrzeit scheint der Motor zwar wesentlich freier zu sein, doch ein Manko bleibt weiterhin bestehen: Die Lok fährt erst bei einer Spannung von etwa 3,5 Volt etwas ruckartig an und erreicht bei zulässigen 12 Volt eine Höchstgeschwindigkeit von umgerechnet 170 km/h. Die Zugkraft des 70 Gramm schweren Modells ist von gesundem Mittelmaß und für einen vorbildgerechten Einsatz gut geeignet. Betrachten wir nun die inneren Werte der Neuerscheinung: Das geklipste Lokgehäuse kann leicht nach oben abgezogen werden. Zu unserer freudigen Überraschung ist das Modell nun doch mit einer zeitgemäßen Next18-Schnittstelle nach NEM 662 ausgestattet. Der maximale Einbauraum für einen Decoder beträgt 15 x 10 x 2,9 Millimeter. Da Next18-Bausteine in der Regel neben den Lichtausgängen zwei weitere verstärkte Ausgänge (AUX1 und AUX2) besitzen, die mittels F1 bzw. F2 schaltbar sind, kann im Digitalbetrieb der Ausgang AUX2 mit F2 aktiviert werden. Damit lassen sich die roten Rücklichter der Lok ausgeschalten. Nicht nur Digitalbahner dürfen sich über die ausreichend helle Spitzenbeleuchtung freuen, die von wartungsfreien LEDs illuminiert wird. Diese wechselt automatisch von vorwärts weiß auf rückwärts rot. Als ebenfalls absolut zeitgemäß erweist sich die kulissengeführte Kurzkupplung, die angenehm leichtgängig funktioniert und selbst in direkten Gegenbögen ohne Verhakeln der Kupplungen zur vollsten Zufriedenheit ihre Arbeit verrichtet.

Optik

Die kleine N-Lok steht optisch der größeren TT-Schwester aus dem Hause Kühn in nichts nach. Die freistehenden frontalen Griffstangen wie auch die durchbrochen ausgeführten Tritte sind eine Wucht. Mächtig punkten können zudem die sauberen Gravuren der Seiten- und Dachlüfter sowie die Nachbildung der gesickten Seitenwände. Weitere Hingucker sind die zierlichen, durchbrochen ausgeführten Speichenräder und die Drehgestelle, die in allen wesentlichen Details liebevoll modelliert sind. Hatten im Vorfeld die notorischen Pessimisten dem Kühn-Produkt noch einen wüsten Dachgarten prophezeit, so kann der Tester sie beruhigen. Zwar ist Eichhorns Nachbildung auf dem Dach eine Spur detailverliebter, aber was Torsten Kühn abliefert, ist keineswegs von schlechten Eltern!

Fazit

Torsten Kühns Premierelok im Maßstab 1:160 ist eine echte Bereicherung für die N-Szene. Das Modell überzeugt mit einer hohen Alltagstauglichkeit und einer gelungenen Optik, wobei besonders die schönen Fronten jeden Betrachter in ihren Bann ziehen. Die unverbindliche Preisempfehlung von 129,99 Euro geht daher absolut in Ornung. Wir sind gespannt, wann weitere Farb- und Beschriftungsvarianten - besonders jene der Epoche IV - folgen werden.

Autor: Horst Wild - N TIME! 02.2014

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